Inhaltsverzeichnis
Wie geht Veränderung? Und welche Rolle spielen Events dabei?
Veranstaltungen können als Plattform genutzt werden, um das Bewusstsein zu schärfen, Unterstützung zu mobilisieren und Veränderungen herbeizuführen, indem sie Menschen für ein gemeinsames Anliegen oder Problem zusammenbringen - sozusagen als Werkzeug der Organisationsentwicklung. Sie können auch genutzt werden, um ein Gefühl der Dringlichkeit oder der Dynamik zu erzeugen, was dazu beitragen kann, Maßnahmen voranzutreiben und Veränderungen zu bewirken.
Ein Moderator spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Veränderungen, indem er Gespräche und Diskussionen moderiert, die zu neuen Ideen und Lösungen führen. Ein Moderator kann auch dazu beitragen, die Veranstaltung auf Kurs zu halten, sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört werden, und eventuell auftretende Konflikte zu bewältigen. Darüber hinaus kann ein Moderator die Teilnehmer der Veranstaltung mit Ressourcen und Organisationen in Verbindung bringen, die sie bei ihren Bemühungen um Veränderungen unterstützen können.
Um besser zu verstehen, welche Rolle Events und vor allem Moderation in Veränderungsprozessen spielen, haben wir mit Miriam Janke gesprochen. Sie ist Moderatorin, Eventdesignerin und Moderationscoach und gibt uns Einblicke in ihre bisherige Erfahrung.
Wieso hast du dich dazu entschieden, Moderatorin zu werden?
Weil ich Menschen liebe. Ich habe moderieren auf der Journalistenschule gelernt und schnell gemerkt, dass ich abseits der Radiomoderation (super) und der Fernsehmoderation (nicht so super) Veranstaltungen besser finde – weil ich mit Menschen und Publikum umgehe, eine Energie entsteht, es live und direkt ist.
Was macht für dich ein gutes Event aus, das in Erinnerung bleibt?
Wir erinnern uns nur an Dinge, die uns angehen, relevant sind und uns berühren. Sprich: Ein Event muss unsere AufMERKsamkeit bekommen, den Nagel auf den Kopf treffen (Thema, Gäste, Bedürfnisse erfüllen) und Gefühle in uns auslösen.
Das schaffen wir z.B. mit einem passenden Veranstaltungsdesign abseits des Erwartbaren. Eine Dramaturgie, die überrascht. Raum für Momente, die unter die Haut gehen. Eine Stimmigkeit im Ablauf und den Formaten, die Platz bietet für Begegnung und Gedanken.
Wie erkennt man einen guten Moderator, eine gute Moderatorin?
Daran, dass er oder sie gute Fragen stellt, bereits im Briefing-Gespräch mit der Auftraggeberin.
- Was ist das Ziel der Veranstaltung?
- Wer ist das Publikum und welche Bedürfnisse hat es?
- Welche möglichen Fettnäpfchen gibt es?
Ein guter Moderator möchte Dinge herausfinden und zeichnet sich durch Offenheit aus. Außerdem durch Teamwork, Stressresistenz und Wendigkeit, spontan auf Veränderungen einzugehen.
Wie wirkt sich gute Moderation auf die Interaktion der Teilnehmer aus - vor allem bei online Events?
Super ist, wenn Menschen sich durch die Moderation wohl und gesehen fühlen – und dann einfach sie selbst sind, mitmachen, aufeinander zugehen, Fragen stellen. Im Idealfall öffnet die Moderatorin durch ihre Haltung, Ausstrahlung und ihr Handwerk die Tür für Gespräche, Interaktion und das Miteinander. Denn das ist ja ihr Job: eine Brücke sein, z.B. zwischen Publikum und Thema.
Was haben Veränderungen und Change Management im Unternehmen mit Events zu tun?
Hoffentlich viel! Oft werden Events als isolierte Ereignisse betrachtet, als Eintagsfliegen zur Abwechslung, als Bonbon oder Pflichtveranstaltung. Oder sie werden als „Change Event“ gelabelt – das einmalig stattfindet. Wandel braucht aber Kontinuität und Tiefe. Und Orte.
Veranstaltungen können diese Orte sein, an denen Transformation geschieht. Ein Raum für Kulturwandel, in den wir immer wieder hineingehen und uns darin bewegen können.
Welche Eventformate sind besonders gut dafür geeignet, einen Transformationsprozess im Unternehmen zu begleiten?
Solche Formate, die einbeziehen, sich forschend bewegen und die als Prozess angelegt sind. Die Fragen stellen, anstatt Antworten zu liefern („SO geht der Change!“), die gerne auch iterativ sind: Mit jeder Schleife, jedem Event kommt etwas Neues und Verbessertes hinzu, weil man auf vergangene Erfahrungen aufbaut. Ob das dann Format A oder B ist, spielt keine große Rolle.
Eigene Formate erfinden oder vorhandene anpassen ist dabei gut – etwas, das zu den Menschen und dem Unternehmen passt. Zentral ist: Menschen immer vor Formate! Formate dienen nur. Sie dienen einem Ziel, und uns als Menschen und Mitarbeiter*innen.
Wie kann man Veränderungsprozesse im eigenen Unternehmen anstoßen?
Mit kleinen Dingen an vielen Orten, die Glaubwürdigkeit, Konsistenz und Gelassenheit zeigen. Veränderungen können verdammt anstrengend sein. Um Menschen dafür aufschließen oder gar zu begeistern, braucht es keine einzelnen Events oder große Ansagen, sondern Anzeichen einer anderen Kultur: Die Art, miteinander in Meetings zu sprechen, oder eben auf einer Veranstaltung zusammenzukommen. Das kann ein kraftvoller Beweis sein: Ach schau mal, statt Power Point-Schlachten auf der Bühne führen wir beim Event nun Gespräche mit der Geschäftsführung!
Welche Rolle spielt die Moderation dabei?
Eine wichtige, denn sie ist Identifikations- und Leitfigur: Kann ich mit der Moderatorin was anfangen, mag ich den Moderator, glaube ich denen? Moderatoren sind auch das Nadelöhr, durch welches Thema und Konzept müssen – wenn sie etwas nicht erklären, vermitteln, sagen kann, wird es schwer. Klug ist es deshalb, intern Moderatoren auszubilden, die „ihren Laden“ kennen und mitgestalten.
Das zeigt von Unternehmensseite Commitment, Glaubwürdigkeit und Engagement; echtes Interesse am Wandel. Gut funktionieren auch Doppelmoderationen: Jemand von außen bringt Professionalität und den frischen Blick mit, jemand von innen hat viel Wissen zu Strukturen, Geschichte und Menschen. Es kommen also Handwerk und Herzblut zusammen – eine vielversprechende Kombination.
Wie werden sich Veränderungsprozesse in den nächsten Jahren auf die Eventbranche auswirken?
Ganz ehrlich: Das wüsste ich auch gerne! Denn wir als Branche und Gesellschaft sind selbst in einem krassen Veränderungsprozess, der nach der Pandemie längst nicht vorbei ist. Wichtig finde ich dabei vor Augen zu haben, dass Veränderung gestaltbar ist.
Mit jeder Formatentscheidung, jeder Veranstaltung, die wir machen und jedem Feedback an eine Kollegin pflegen wir eine bestimmte Art des Umgangs und der Kultur.
Wir können in jedem Gespräch, mit jeder Entscheidung neu beginnen. Veränderung beginnt immer jetzt, in diesem Augenblick. Die Gestaltungsmacht des Moments ist kraftvoll.
Über die Autorin
(c) Goodfeelography / Sylvie Gagelmann.
Miriam Janke ist Event-Komplizin: Sie ist Sparring-Partnerin für gute Veranstaltungen, die transformieren. Als Moderatorin steht sie auf der Bühne, als Veranstaltungsdesignerin berät sie zum Konzept. Als Moderationscoach hilft sie anderen, professionell und freudvoll zu moderieren.
New Work findet sie nicht nur als Moderationsthema interessant, sondern lebt es als Unternehmerin auch selbst, z.B. durch Netzwerke, Sprints und Workations mit gleichgesinnten Solopreneur*innen. Die Berlinerin liebt Menschen, Lebendigkeit, Radfahren, Tangotanzen und Farben.
Mehr Informationen zu Miriam Janke gibt es hier:
www.miriam-janke.de